Anlässlich des bundesweiten Volkstrauertages sind am Sonntag auch in Ostbevern der Toten und Opfer von Krieg, Gewalt, Vertreibung und Terror gedacht worden.
Dazu fand auf der Gedenkstätte „Alter Friedhof“ eine Gedenkfeier unter der Beteiligung zahlreicher Vereine mit ihren Ehren- und Fahnenabordnungen, der Reservistenkameradschaft, der Feuerwehr sowie dem Männergesangsverein und dem Musikverein statt.
„Die weltpolitische Lage ist für ein friedliches Miteinander gefährlicher geworden“, sagte Bürgermeister Karl Piochowiak in seiner Begrüßung. Der zunehmende Rechtspopulismus nicht nur in Deutschland sondern auch in anderen europäischen Ländern beunruhige ihn. „Wohin wird das führen? Haben wir denn alles vergessen? Erinnern wir uns nicht mehr daran, dass Hass, Größenwahn und eine fehlgeleitete Ideologie einen Weltkrieg entfacht haben?“ fragte er. Es sei wichtig, auf das Vergangene zu schauen aber zugleich auch auf die Gegenwart zu blicken. „Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Nachrichten über die vielen blutigen Auseinandersetzungen in der Welt berichten. Doch machen wir uns bewusst, welches Leid die Menschen in den Kriegsgebieten erfahren.“
Deshalb sei der Volkstrauertag als Tag des Gedenkens aber auch des Mahnens wichtig, hob er dessen Bedeutung hervor.
Auch Dr. Jochen Reidegeld, der die diesjährige Gedenkrede hielt, betonte die Wichtig- und Notwendigkeit, des Volkstrauertages, um jedem begreiflich zu machen, dass Angriffskriege ein furchtbares Verbrechen sind.
Reidegeld, der lange Jahre im Vorstand der Stiftung des Collegiums tätig war und heute als wissenschaftlicher Projektleiter beim Institut für Theologie und Frieden in Hamburg tätig ist, ist seit 2015 humanitär im Irak sowie in Syrien aktiv.
Das Grauen eines Krieges zeige sich nicht in den Statistiken der Gefallenen und Verletzten, sondern im Leid des einzelnen Menschen, betonte auch er.
Es besorge ihn, dass die Dämonen der Geschichte zurückzukehren scheinen: „Mit dem Krieg in der Ukraine ist der Krieg aus der Geschichte in die Gegenwart und aus der Ferne in die Nähe gerückt – geographisch aber auch durch Menschen aus der Ukraine, die unter uns leben, die wir kennen und die von Ihren Männern, Brüdern und Schwestern erzählen, die in den Schützengräbern kämpfen, leiden und sterben“, sagte er.
Er mahnte deshalb zu Verständigung und Versöhnung: „Wir müssen wieder neu Hinhören – Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, Zuhören ist Platin“, so der Theologe. Denn das Gegengift zu einem Klima des Hasses und der Gewalt habe auch viel mit der inneren Haltung zu tun, ist er überzeugt.
Er warnte vor einer Verrohung und Dämonisierung, sondern appellierte an die Tugenden wie Anstand, Respekt, Mut und Kompromissbereitschaft, Ehrlichkeit und Achtsamkeit, die den Kitt des sozialen Miteinanders bilden.
Musikalisch wurde die Gedenkfeier vom Musikverein und vom Männergesangsverein mit gefühlvollen Musik- und Gesangsstücken begleitet. Besonders das „Lied vom Nicht-Verstehen“, das der Männergesangsverein vortrug, sorgte für einen Gänsehautmoment.